Wie möchte ich mein Kind erziehen und was für eine Mama möchte ich sein waren einige meiner ersten Gedanken, nachdem ich wusste, dass ich schwanger war. Damals wollte ich eine coole Mama sein, bei der die Freunde gerne zu Besuch sind. Ich wollte Werte vermitteln, damit mein Kind ein anständiger Mensch wird und von Anfang an, wollte ich meinem Kind immer wieder sagen, dass ich es liebhabe. Ich wollte eine perfekte Mutter sein. (Dass dieses Vorhaben ziemlich idiotisch und unrealistisch ist und zudem eine Menge Energie und Zeit raubt, die ich besser mit schönen Dingen verbringen sollte, wie z.B. meinen Kindern oder Zeit für mich, lerne ich noch heute jeden Tag. Denn was ist schon perfekt? Und wem nützt perfekt?)
Aus heutiger Sicht kann ich über meine guten Absichten und naiven Vorstellungen nur schmunzeln oder manchmal mit den Augen rollen.
Denn von den vielen Überlegungen, die ich damals angestellt habe, natürlich alles auf rein theoretischer Basis, hat sich im Großen und Ganzen nur eins genau so ergeben. Ich sage meinen mittlerweile zwei Söhnen täglich, dass ich sie liebhabe.
Nach einigen Jahren des Realitätschecks ist das für mich die Basis des Umgangs mit meinen Kindern. Sie sollen immer und in jeder Situation wissen, dass ich sie liebe. Das heißt nicht, dass ich ihr Verhalten immer ertragen kann. Das nun wahrlich nicht. Sie treiben mich manchmal in den absoluten Wahnsinn. Und es heißt auch nicht, dass ich nicht auch mal richtig wütend werden kann und mit ihnen schimpfe. Ich bin auch nur ein Mensch. Eine Mama, die nicht perfekt ist. Und dennoch liebe ich die zwei unendlich.
Ich möchte mich festhalten und nicht gezogen werden. Gegenwehr und Abwehr ist meine gedankliche Reaktion.
Viel mehr verbinde ich mit dem was ich tue ein Bild von einem Garten mit vielen Blumen, Pflanzen und Sonnenschein. Der Gärtner kümmert sich um seine Pflanzen, indem er sie gießt, umpflanzt, wenn sie gewachsen sind, besonders pflegt, wenn sie krank sind und auch mal eine Stütze anbindet, wenn die Pflanze wild wächst. Und die Pflanze macht nichts anderes als das, wozu sie da ist: Wachsen und den Gärtner erfreuen.
Mit diesen zwei Bildern im Kopf und Gefühlen im Bauch habe ich dann meine grundsätzliche Einstellung zum Thema Erziehung und deren Bedeutung für mich bewusst hinterfragt.
Denn diese unbewussten Einstellungen beeinflussen natürlich mein Handeln. Sie spiegeln sich in meinen Gedanken und meiner verbalen und nonverbalen Kommunikation. Ich bin also zu dem Schluss gekommen, dass ich meine Kinder nicht „erziehen“ möchte. Dieser Ausdruck passt nicht zu dem was ich alles tue und nicht zu meiner Einstellung gegenüber meinen Kindern. Ich lebe ihnen Werte und Regeln vor. Ich pflege sie, wenn sie krank sind. Ich gebe ihnen Liebe, Unterstützung und Halt. Ich versuche, ihre Neugier zu stillen, sie zum Lachen zu bringen und noch vieles mehr. All das ist so viel mehr als Erziehen! Leider gibt es hierfür einfach keinen vollumfänglichen Begriff. Vielleicht läuft es einfach auf folgendes hinaus:
Ich bin Mama. Ich bin Papa.